Karl Heinemann aus Diemelstadt-Rhoden ist Mundart-Experte und Leiter des plattdeutschen Arbeitskreises im Waldeckischen Geschichtsverein – Bezirksgruppe Diemelstadt:
Wie versuchen Sie in Ihrem Arbeitskreis das Wissen weiter zu vermitteln?
Wir veranstalten mindestens zwei Mal im Jahr einen plattdeutschen Abend für Jung und Alt. Der kommt sehr gut an. Die plattdeutsche Sprache an Schulen unterzubringen erwies sich allerdings bei uns etwas schwieriger. Wenn in einem Ort nicht noch mindestens 30 % der Bevölkerung Platt spricht, ist die örtliche Mundart auf Dauer nicht zu erhalten, so die Aussage von Fachleuten der UNI Marburg.
Gibt es einen Duden, der einem helfen kann, die plattdeutsche Sprache zu erlernen?
Es gibt keinen Duden für Plattdeutsch. In jedem Dorf bestehen auch große sprachliche Unterschiede sowohl im Wortschatz als auch in der Betonung. Ich bin dabei, entsprechend den Empfehlungen von Prof. Dr. Heinrich Dingeldein (Uni Marburg) eine plattdeutsche Datenbank anzulegen. Dabei geht es mir darum, möglichst viel von unserem örtlichen Platt in Schrift und Ton mit Hilfe des Computers zu dokumentieren. Sprachproben und die sogenannten Standardsätze (Wenkersätze) werden in der UNI Marburg für die Sprachforschung aufbewahrt. Das gleiche kann man mit einer Datenbank machen, um Vergleiche der einzelnen örtlichen Besonderheiten zu erforschen. Einzelne Wörter ohne Anwendungsbeispiele zu notieren (Komma weg) bringt nicht viel. So habe ich zum Beispiel u. a. über 600 Datensätze, die eine Redensart und alte Volksweisheiten beinhalten, gesammelt. Beispiel: „An djemme is auk´n Afkôôrte verloren´e gôôn.“ Auf Hochdeutsch: An dem ist auch ein Advokat verloren gegangen. (Redensart, wenn einer nicht nach seinen geistigen Fähigkeiten ausgebildet worden war.)
Sie übersetzen das Hochdeutsche ins Plattdeutsche. Was ist besonders schwierig?
Weil es im Platt für männliche und weibliche Gegenstände/Wörter nur einen Artikel = „de“ gibt, ist das nicht weiter schwierig. Die Artikel im Singular und Plural sind es auch eher nicht. Das Schwierigste sind die Verben und dabei die Bildung der einfachen und vollendeten Vergangenheit. Bei allen Wortarten versuche ich zu jedem gespeicherten Wort ein oder, wenn erforderlich, mehrere Beispielsätze zu schreiben und gleichzeitig zu vertonen.
Foto: Silke Nieder